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Trauer-No-Gos 

Eine Herzensangelegenheit ist es mir hier auch die Trauer-No-Gos gegenüber Trauernden zu erwähnen. Daher die Bitte, folgendes nicht zu verwaisten Eltern und verwaisten Geschwistern zu sagen. 

Beginnen möchte ich mit einem absoluten No-Go. Nämlich gar nichts zu sagen, einfach zu schweigen - nicht zu kondolieren geht gar nicht! Ihr seid verwundert? Ich erwähne dies bewusst, denn tatsächlich gibt es bis heute Leute, die es nicht getan haben. Jedes nicht gesagte Wort, ist ein Verletzendes. 

Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, gerade in der heutigen Zeit, und es muss nicht immer persönlich sein. Ich weiß, es gibt keine Worte für dieses Unfassbare, aber versuche doch dein Herz sprechen zu lassen oder sei ehrlich und sage oder schreibe z.B. Ich bin zu tiefst betroffen und mir fehlen die Worte, meine Gedanken sind bei euch – aber schweige nicht! Melde dich bitte zeitnah bei den Hinterbliebenen, irgendwann ist es zu spät dafür. 

Ihr könnt uns helfen in dem ihr folgende Fragen, Aussagen, Ratschläge und Verhaltensweisen vermeidet 

Absolute No-Gos
  • Wie ist es passiert/wie hat er/sie es gemacht? 

  • Hast du denn nichts gemerkt? 

  • Konntest du denn nicht helfen? 

  • Du bist Schuld, weil… 

  • Warum/Woher hat er/sie die Krankheit? 

  • Was war der Auslöser? 

  • Ich versteh das nicht, er/sie hatte doch alles…!!! 

Man stellt doch Betroffenen die an einer anderen schweren Erkrankung erkranken auch nicht diese Fragen – Krankheiten sucht man sich nicht aus. 

No-Gos
  • Wie geht es dir? 

  • Melde dich/meldet euch, wenn du/ihr was brauchst… 

  • Die Zeit heilt alle Wunden 

  • Das wird schon wieder 

  • Das schaffst du schon 

  • Ich weiß wie du dich fühlst 

  • Ich würde den Tod meines Kindes nicht überleben 

  • Sie/Er hätte nicht gewollt, dass du so traurig bist/dich gehen lässt/nicht mehr am Leben teilnimmst 

  • Anderen geht es noch schlimmer 

  • Er/Sie ist jetzt an einem besseren Ort 

  • Du musst jetzt… / Du solltest… 

  • Meiner Meinung nach…. 

  • Du musst jetzt stark sein für dein lebendes Kind 

  • Du musst jetzt für deine Mutter stark sein und ihr helfen 

  • Du hast ja noch ein Kind! 

  • Dein Leben muss jetzt aber auch mal wieder weitergehen 

  • Irgendwann bist du drüber hinweg 

  • Wie konnte er/sie es euch das antun? 

  • Das war aber egoistisch von ihr/ihm 

  • Er/sie war doch in Behandlung 

  • Ist es denn immer noch nicht besser? 

  • Du kannst ja jetzt nicht immer trauern 

  • Du musst dich jetzt aber auch mal etwas zusammenreißen 

  • Du musst mal wieder unter Leute 

  • Du musst loslassen 

  • Du musst nach vorne schauen und nicht immer zurück 

  • Du siehst wieder besser aus 

  • Bist Du immer noch nicht darüber weg 

  • Nur unter Trauernden würde mich auch runterziehen 

  • Ich wünsche dir einen schönen Tag / ein schönes Wochenende 

  • Ich wünsche dir schöne Weihnachten/ein schönes neues Jahr 

  • Den Kontakt zu uns zu meiden und sich stillschweigend von uns zurückzuziehen 

  • Die Straßenseite zu wechseln 

  • Den Einkaufsladen zu verlassen, wenn wir ihn betreten 

Wir sind untröstlich und werden es auch bleiben! 

Reduziert unser Liebstes bitte nicht auf seinen Suizid! Er/Sie war eine Persönlichkeit und es zählt das ganze Leben unseres Liebsten!

Bitte redet nicht hinter unserem Rücken, ich möchte euch ermutigen uns direkt anzusprechen.

Wichtig ist mir noch abschließend zu sagen und euch zu bitten NICHT Selbstmord und Freitod zu sagen!

Bei der Bezeichnung Freitod, geht man davon aus, dass sich ein Mensch im vollen gesunden Bewusstsein, absichtsvoll und selbstbestimmt tötet. Seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, aus eigener Hand sein Leben zu beenden, hat was machtvolles und zählt zu den menschlichen Entscheidungsfreiheiten. Mit dem Begriff Freitod wird ein geradezu heldenhafter Akt der Befreiung und Erlösung dargestellt. Das enthaltene Wort frei, ist hier auf keinen Fall gegeben. Suizide durch eine psychische Erkrankung sind nie eine freie Entscheidung, denn sie passieren aufgrund der Erkrankung. Daher ist es keine „freie Entscheidung“! Ein Suizid ist der Endpunkt einer suizidalen und psychischen Krise und größter innerer sowie existenzieller Not. Sie sind in ihrem Denken und Fühlen komplett eingeengt. Suizidgedanken können sich für den Betroffenen wie nicht endende Schmerzen anfühlen. Der Betroffene befindet sich in einer absoluten und für sich ausweglosen und unaushaltbarer Ausnahmesituation! 

In dem Wort „Selbstmord“ steht das Wort Mord und lässt dadurch die Selbsttötung als eine Straftat, als ein Verbrechen aus niederen Beweggründen erscheinen. Eine Selbsttötung ist aber kein Verbrechen und keine kriminelle Handlung, und schon gar kein Mord! Das Wort Mord diskriminiert den Verstorbenen und uns Hinterbliebene. Es spiegelt in keinster Weise, das psychische Leiden, die Verzweiflung und die Not unserer Liebsten! Das Grundgesetz garantiert ein Leben in Freiheit, Selbstbestimmung und Würde. Zum Leben gehören Sterben und Tod. Deshalb ist im deutschen Gesetz und Recht eine Selbsttötung straffrei und kein Gegenstand des Strafgesetzes. Tötungsdelikte nach dem Strafrecht richten sich ausnahmslos gegen andere. Unsere Liebsten waren keine Straftäter! 

Vor allem das Wort Selbstmord stigmatisiert und ist für uns Angehörige belastend. Daher bitte aus diesen genannten Gründen und Erklärungen nicht die verletzenden und falschen Begriffe verwenden. Bitte benennt es einen Suizid oder er/sie hat sich das Leben genommen. 

Kein Wort ist unangemessener als „Selbstmord“ für ein solches Schicksal! 

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