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Besonders schwere Tage

Es sind bereits die Wochen zuvor, die alles von uns abverlangen. Besonders schlimm, all die Tage, die wir zum ersten Mal ohne unser Liebstes durchleben müssen.  Alles so unfassbar schwer und am Rande des Erträglichen. Da ist der Himmelsgeburtstag, der Todestag, der Jahreswechsel, Weihnachten und die Geburtstage, der Muttertag, aber auch bestimmte Familientage. Und all die besonders schweren Tage, bleiben besonders schwer, egal wie viel Zeit vergeht - es bleibt immer der leere Platz und das unsagbare Fehlen. 

 

Am schlimmsten und emotional qualvollsten ist jedoch der Todestag, wie furchtbar der erste Todestag! Schon Wochen vorher spüren wir diese zusätzliche Pein und erdrückende Schwere. Zu der Trauer schleicht sich eine zuvor noch nie gekannte Anspannung gepaart mit einem so unangenehmen Gefühl, ein so befremdlicher und nur schwer auszuhaltender Zustand, alles on top und das letzte bisschen Kraft zieht. Jeder Tag der sich dem besonders schweren Tag nähert geht es uns schlechter. Man erlebt es quasi nochmal und obwohl wir uns an so vieles des ersten Jahres nicht erinnern können, da wir alles wie betäubt, wie in Trance, wie durch einen Blase wahrnehmen, nur irgendwie existieren und funktionieren - wissen wir noch genau, was an diesem Tag war und wie wir davon erfahren haben, jedes Detail ist wie eingebrannt. Geradezu bedrohend erleben wir die Tage zuvor und nicht wissend was es mit uns macht. Vor allem das erste Mal zwingt uns gerade zu erneut in die Knie. Wir erleben alles quasi nochmal, wie in einem Deja vu – alles ist so präsent. 

Da ist die Zeit, die uns zeigt, wo wir zahlenmäßig stehen - wir jedoch ein ganz anderes Zeitgefühl haben. 

Gerade wenn es das erste Jahr ist, wo man alles das erst Mal ohne sein Liebstes erleben musste. Wir irgendwie ein Jahr geschafft haben und selbst nicht wissen wie. Unvorstellbare Zeit haben wir überlebt. Und mit jedem Tag ohne unser Liebstes wird das Vermissen und die Sehnsucht nur größer. Denn seit nun einem Jahr müssen wir das Unaushaltbare aushalten. Seit einem Jahr haben wir die Stimme unseres Kindes/Geschwisters nicht gehört, haben wir es nicht gesehen, nicht im Arm halten dürfen, unser Liebstes nicht spüren dürfen, nicht an unserer Seite wissen dürfen, nie mehr ein Hallo Mama, einfach nichts mehr…eine Tür die nie mehr geöffnet wurde, so lange glaubt man, dass alles nicht wahr ist. Nun nur noch Leere und abgrundtiefer Schmerz. Alles war so selbstverständlich, du warst selbstverständlich. Nun alles ein nie wieder mit dir und ein alles ohne dich! Der Trance ähnliche Zustand wandelt sich ganz langsam, das Surreale wird leider immer realer. Der Schock weicht nach und nach und gibt der Trauer mehr Raum, Raum den es braucht und zurecht eingefordert wird; daher empfinden Trauernde das zweite Jahr sogar schlimmer als das erste Jahr. 

Und nach den besonders schweren Tagen hat uns der Trauerkater fest im Griff. Unendlich müde und emotional erschöpft kämpfen wir mit den Spuren des besonderen Tages. Es braucht bis die Nachwehen milder werden und „nur“ Freundin Trauer ihre volle Aufmerksamkeit einfordert. 

Man sagt, dass sich Trauernde an besonders schweren Tagen, besonders am Todestag, was vornehmen sollen, bzw. den Tag bewusst angehen sollen und etwas durchzustrukturieren, um den ganz tiefen Fall bewusst etwas entgegen zu steuern. Besonders hilfreich kann es sein, liebe Menschen an den ganz besonders schweren Tagen an seiner Seite zu haben, die einfach da sind und man nicht alleine ist. Auch ein gemeinsames Ritual kann helfen. Wichtig ist, dass man an unser Liebstes denkt, aber auch an uns. Zu tiefst verletzend ist es, wenn an den Todestagen und Himmelgeburtstagen – egal wieviel Zeit vergangen ist – nichts kommt. Jedes an unser Liebstes gedenken, bedeutet uns die Welt. Und auch hier möchte ich die Geschwisterkinder erwähnen und sie auch an diesen Tag nicht zu vergessen, mit einem kleinen - ich denk an dich und/oder ich wünsche dir viel Kraft… 

Schwer auszuhalten ist, dass das Gedenken an unsere Liebsten von Jahr zu Jahr weniger wird und wir leider als gegeben hinnehmen müssen, auch wenn es unheimlich weh tut. Was zählt ist, das was von selbst und von Herzen kommt. 

Offiziell wird uns das sogenannte Trauerjahr zugestanden. Der „Welpenschutz“ ist deutlich früher vorbei. Niemanden steht es zu, Trauerzeiten festzulegen, geschweige denn, wie man zu trauern hat. Lasst euch sagen, sein Kind und sein Geschwister zu verlieren, gehört zu den schlimmsten Verlusten! Es ist eine lebensverändernde und eine nicht endende Trauer! 

Besondere Tage sind aber auch der 10. September – Suizid-Prävention-Welttag und der 10. Dezember – der Weltgedenktag für verstorbene Kinder.

Besonders schwere Tage werden immer besonders schmerzlich, belastend und herausfordernd für uns bleiben und uns in unserer Trauer zusätzlich fordern! 

Vielleicht hilft euch Unverwundeten das „Trauer-Schaubild“ von Frau Dr. Lois Tonkin. 

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